Valentina Cabro wird 1971 in Bugojno, einer kleinen Stadt in Bosnien-Herzegowina, geboren. Im Alter von drei Jahren zieht sie mit ihrer Mutter nach Norddeutschland. Zwischen den Welten des bosnisch-katholischen Orients und nordisch-ostfriesischen Okzidents lebt sie im Dort und Hier, nirgendwo und an vielen Orten, fremd und zuhause im weiten europäischen Raum.

Als zehnjähriges Mädchen schlüpft sie durch das Fenster der sommerstill liegenden Dorfschule ihres Heimatdorfes. Nicht weit weg ist sie von dem Haus und Garten ihrer Grosseltern, den Wiesen, Feldern, Lehmwegen und ewigem Flussrauschen, Frauen und Kindern, die am Fluss ihre Wäsche waschen, Kaffee mahlen im Gebet, gemeinsam auf Teppichen sitzen und türkischen Mokka trinken. Von den Rhythmen der Folklore angezogen, findet sie ihr Seelenrefugium in einem Kreis von Menschen, die sie mittanzen lassen. Hände öffnen sich, geben Wärme und inneren Fluss. Ein neuer und altbekannter Raum der Sicherheit wird geboren. Ein Zuhause. Ein Refugium.

Der Tanz wird ihr Leben, Ziel und Alltag, Utopie, Sehnsucht und Zuflucht. Ein Körper in ihr. Raum und Zeit. Ein Koordinatensystem innerer Musik. Form und Verbindung.

TANZ. Ein Zulassen von Liebe in seiner unendlichen Auffaltung.

Sie tanzt alles, was es in ihrer Nähe zu tanzen gibt. Jazztanz, Ballett, Walzer, Foxtrott, Rock`n Roll, Flamenco, Folklore. Und kennt noch keinen Modern Dance, Zeitgenössischen Tanz, Kontaktimprovisation, New Dance.

Während einer Vorausbildung für Tanz am künstlerischen Gymnasium Essen-Werden, lernt sie europäischen Modernen Tanz kennen, erfährt wer Pina Bausch war und immer noch ist, dass es überhaupt Tanztheater und Modernen Tanz, zeitgenössischen Tanz und New Dance gibt.

Dann kommen die Schmerzen. Ihr Körper reagierte auf ein Zuhause von Tanz, welches nicht ihres werden will. Sie hofft auf Impulse und Liebe, Utopie und Wahnsinn, Verrückung und Entzückung, EntKörperung und Einverleibung.

All dies bleibt aus.

Eine neue Suche nach Heimat beginnt, ein Lauschen auf das, was nur Sein konnte, war und nicht werden will. Stille folgte einer Fläche, Liebe einer Ansammlung von Haut, die sich auszudehnen wünscht und keine Bewegung findet.

Nach ihrem Abitur 1990 wird sie Schülerin von Anne-Marrie Porras und studiert Bühnentanz in Montpellier, lehrt und trainiert. Klassischen Tanz, Modern Jazz und zeitgenössischen Tanz, verdient sich das Schulgeld mit TanzShowauftritten, Lehraufträgen in Fitnessstudios und privaten Tanzschulen, arbeitet auf Baustellen in Barcelona und leitet und betreut Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche.

1992/93 folgt ein Ausbildungsjahr an der STAGE School in Hamburg. Musical. Der dortige Stimm-, Schauspiel- und Tanzunterricht ergänzt ihre fast tägliche Arbeit in einem vegetarischen Cafe. Und umgekehrt.

1994/95 studiert sie endlich kontinuirlich Bühnentanz an der Rotterdamse Dansacademie und beginnt 1996 ihre freischaffende Tätigkeit als Bühnentänzerin und Choreografin.


„Les Couleurs Perdues Du Temps Des Anciens Soleils“ (1994) und „PUPA- A childish expression of pain“ (1995) werden ihre ersten abendfüllenden Choreografien in Produktion mit Dansateliers Rotterdam und Danswerkplaats Amsterdam. Es folgen zwei weitere Produktionen „Zubor Rijeke“ I+II mit der amerikanischen experimentellen Sängerin und Komponistin Lisa Karrer und dem Tänzer, Choreografen und Lehrer für Contact Improvisation Kurt Koegel.

Ein Tanzengagement bei der slowenischen Choreografin Natasa Kos für die Tanzproduktion „Albrecht“ (1996) und ihre Sehnsucht nach ihren slawischen Wurzeln bringt sie nach Slowenien. Im Herbst 1996 packt sie ihr Leben in Rotterdam ein und zieht in die slowenische Hauptstadt Ljubljana.

Zunächst tätig als Deutschlehrerin an der Berlitzschule, erhält sie zeitnah Lehraufträge für Tanz vom Tanztheater Ljubljana und anderen freien Vereinen, die sich für die Vermittlung von Tanz und Theater im professionellen Kontext und Amateurbereich engagieren. Sie leitet Tanz-und Theaterworkshops, das morgendliche, professionelle Training im Tanztheater Ljubljana, unterrichtet Tanz für Laien, Erwachsene und Kinder, die Studentenorganisation für Tanz INTAKT, Privatschulen und Ateliers. Eine enge künstlerische Zusammenarbeit mit OPS!, unter der künstlerischen Leitung von Gregor Kamnikar ensteht, Commoveo (2002) und Vrt Vrtnic/Garden of Roses (2003).

1997 folgt die künstlerische Zusammenarbeit mit einem der erfolgreichsten und bekanntesten slowenischen Choreografen Matjaz Faric, es entsteht „KLON“ (1997). Eine enge Kooperation mit dem Tanztheater Ljubljana als Tänzerin, Choreografin und Lehrerin setzt sich damit fort. „KLON“ gewinnt 1998 den Prix de Bagnolet und wird zur Preisverleihung in Paris/Bagnolet aufgeführt, weitere Einladungen zu den Wiener Tanzwochen folgen.

Ein Engagement am Tanztheater Ljubljana /Plesni Teater Ljubljana ermöglicht ihr die gleichzeitigeTätigkeit als Tänzerin, Choreografin und Lehrerin. Es ensteht in Produktion mit dem Tanztheater Ljubljana ihr erstes abendfüllende Solo „EXAH“ (1998), in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann, Musiker und Komponisten Tomaz Grom. Gastspiele in Belgien, Deutschland, Kroatien, Dänemark, Italien und Estland folgen. Sie erhält den Theaterpreis für THE BEST PERFORMANCE beim Tanz- und Theaterfestival in Pula 1998.


Produktionen mit dem Plesni Teater Ljubljana, „HISA“ (1998) und „Kagami Odsev“ (2002), unter der künstlerischen und choreografischen Leitung von Tanja Zgonc, prägen ihre geistige und körperliche Nähe zum Butoh und ihren weiteren Umgang mit Zeit und Raum. Innere Präsenz, das Wahrnehmen feiner Stofflichkeiten des Körpers, Wahrhaftigkeit und Demut werden nun vertrautes Seelenrefugium, künstlerische und alltägliche Praxis.

Die Geburten ihrer Kinder Nuka(2000), Enej(2002) und Naima(2004) begleiten ihre menschliche und tänzerische Entwicklung, lehren sie und fordern noch mehr Umsicht, Verantwortung, Akzeptanz und Liebe, auch Grenzsetzung und Klarheit, Stabilität und Durchlässigkeit.



Sie choreografiert weitere abendfüllende Choreografien, „G.U.I.D.“(1998), „Motovilke/Aprilfools“ (1999), „Between Fruit And Flesh“ (2002), „Pepelastina“ (2004), produziert vom Tanztheater Ljubljana (Plesni Teater Ljubljana), Gledalisce Cez Cesto und OPS!.


Zudem Choreografische Assistenz in Milano und Salzburg für die Tänzerin und Choreografin Rebecca Murgi, und für die Theateregisseure Jernej Lorenzi und Sebastian Horvat.

„Io Sono Shake“(2001), „Umor v Kathedrali“(1997), „Macbeth“(1999), „Juliette Justine“(2000). Sie assistiert am Theater in Mailand, Nationaltheater in Maribor, am Schauspielhaus in Ljubljana und am Theater der Jugend in Ljubljana.

2005 entgleitet die Zeit und der Boden unter ihren Füßen.

Die Trennung von ihrem Ehemann und ihren Söhnen beendet ihr Leben und Arbeiten in Ljubljana. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt, ein gewesener heilt sich fortwährend.

Sie zieht mit ihrer Tochter Naima im Jahr 2005 nach Dresden.

Zur Eröffnung des Dresdner Tanzfestivals Tanzherbst 2005 „Zwischen Orient und Okzident“, geleitet von Isolde Mattkey, choreografiert sie „Wüstennebel“ (2005) Uraufgeführt im Kleinen Haus des Schauspielhauses.

Mit dem Komponisten Winterberg und dem Videokünstler Gary Hurst bildet sie ein neues künstlerisches Team. NEUBAU bietet ihr eine Kollaboration für drei Jahre mit dem Staatsschauspiel Dresden/Kleines Haus an.

Sie entwickelt das Aufführungsformat „FLUIDEUM_Werkstatt für Raumgewebe“ (2006-2009). Einmal im Monat entstehen choreografische Kompositionen, laboratorische Formate, Instant Composition, abendfüllende Soli, Duette, Installationen.


Einer Einladung von Klaus Nikolai für die TransNaturale 2007 folgt. „Boxberg-Zeit-Schichten“ 2007. Sie tanzt in den stillgelegten Turbinenhallen des Altkraftwerkes Boxberg. Der künstlerische Umgang mit interaktiven Systemen der Trans-Media-Akademie Hellerau e.V. setzt neue künstlerische Wege. Beim internationalen Medienkunstfestival CYNETART_07encounter im Festspielhaus Hellerau tanzt sie in der netzgestützten Installation Tele-Plateaus_01, gleichzeitig erscheint sie in einem Bühnenraum in St.Petersburg und Norrköping. „Technik und Tanz sucht encounter“. 2012 folgt das Projekt A.P.P.I.A. LAB Slump Dance(2012) zur CYNETART/E.C.A.S.

Mit einem nochmaligen Studium 2008-2010 an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden (2008-2010) vertieft sie ihr choreografisches Wissen und formt ihre Masterarbeit „EUDOXXIA“ (2010), uraufgeführt im Schauspielhaus Kassel. Ein abendfüllendes Tanzwerk für sieben Tänzerinnen und einen Musiker in Koproduktion mit SOZO.

Während des Studiums choreografiert sie „Shiftings“ (2009) für das Hörsaalgebäude der TU Dresden und „Wings in the Grass//: or She might have sold herself to the fog“ (2009), uraufgeführt in der Kleinen Szene Dresden.

2010 initiiert sie das TanzNetzDresden und wirkt als Formatgeberin und Initiatorin für die LINIE 08 in Hellerau Europäischen Zentrum der Künste. Sie choreografiert das Solo „Somethings of Nothing“(2011) in Kollaboration mit dem Musiker und Performer Sascha Henkel und dem Videokünstler Gary Hurst. Sie tanzt das Solo in Hellerau Europäisches Zentrum der Künste und im Projekttheater Dresden. Es bleibt eines ihrer Lieblingswerke.

Sie choreografiert für und mit contactimpro Dresden „As much as we are able to“ (2012), produziert vom TanzNetzDresden und der Projektschmiede Dresden. Ebenfalls uraufgeführt im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau/ LINIE 08.

2013 gründet sie die Compagnie für Menschen. Tanztheater für Menschen. Unbegrenzt. Wer möchte kann SEIN. Sie formt dafür den choreografischen Raum. Die Verbindung. Den Schoß.


Mit Menschen entsteht ein wunderbarer Ort. Ein Dorf. Ein Zuhause. „REFUGIUM“ (2013) uraufgeführt in Hellerau Europäisches Zentrum der Künste. Eine KoProduktion von TanzNetzDresden, Projektschmiede Dresden, Hellerau Europäisches Zentrum der Künste.

Diese Choreografie wird ein Herzenswerk.

2014 verabschiedet sie sich vom TanzNetzDresden.

Und eröffnet das Trafo_21. Einen TanzRaum. Ein Tanzatelier. Ein Zuhause für die Compagnie. Die Kinder der Compagnie lieben es. Direkt an der Elbe. Wir alle. Blicken auf den Strand. Und wundern uns stetig über soviel Glück.

Ein Jahr später verlieren wir unser CompagnieZuhause. Und lernen loszulassen.




Die COMPAGNIE FÜR MENSCHEN ist ein refugischer Ort für Menschen, die sich nach Tanz und Körper sehnen. Wir sind Choreografie. Im Kollektiv und in der Suche nach eigenem Impuls, eigener Kraft, EigenVerantwortung und Liebe. Ein guter Ort. Für uns selbst und die Welt.


Valentina Cabro initiiert und leitet TanzRäume und choreografische Prozesse für Kinder, Erwachsene und Familien, Schulklassen, kleine und große Gruppen. Sie entwirft und unterstützt Projekte.

Lehrt. Und lernt.

Sie bietet Lehrerfortbildungen an und unterrichtet an Gymnasien mit künstlerischem Profil. In Absprache mit Schulen, der Sächsischen Bildungsagentur und KOST Kooperation Schule und Theater in Sachsen. Projektorientiert und längerfristig.

Derzeit ist sie als Künstlerin Kooperationspartner einer zweijährigen Kooperation mit KOST und dem Gymnasium Bühlau Dresden.

Zudem bereitet sie sich auf ein weiteres Projekt mit der Trans-Media-Akademie Dresden vor. „Body Music“, ein Projekt für Jugendliche im interaktiven Raum. Sie ist die Künstlerische Leiterin des Projektes. Die Premiere findet im November 2015 im Rahmen des Medienfestivals MB21 in den Technischen Sammlungen statt.

Kontakte können gerne per Mail fluideum@gmail.com oder telefonisch 01520 9858977 angenommen werden.